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Schnabelkupierverbot – WAS NUN?

Zu Besuch bei den Betrieben Mechow und Kempe in Wuppertal (Juni 2015)

Drei Generationen Mechow: Senior Klaus (links) und Alexander Mechow (Mitte) mit Sohn Maximilian (rechts) züchten mit Leidenschaft Junghennen.
Drei Generationen Mechow: Senior Klaus (links) und Alexander Mechow (Mitte) mit Sohn Maximilian (rechts) züchten mit Leidenschaft Junghennen.
Beim Futter für seine Junghennen verlässt sich Alexander Mechow auf den Rat von Stefanie Kiefer.
Beim Futter für seine Junghennen verlässt sich Alexander Mechow auf den Rat von Stefanie Kiefer.
Sebastian Kempe (rechts) gibt erst wenn Unruhe aufkommt den Pickblock zu.
Sebastian Kempe (rechts) gibt erst wenn Unruhe aufkommt den Pickblock zu.

Ab Ende 2016 soll flächendeckend auf die Schnabelbehandlung verzichtet werden. Damit es sie nicht kalt erwischt, haben Junghennenaufzüchter Alexander Mechow aus Wuppertal und Legehennenhalter Hermann und Sebastian Kempe aus Remscheid schon mal die Generalprobe gemacht – mit einem eindeutigen Ergebnis.

„Ich war der Übeltäter“, gibt Junghennenaufzüchter Mechow zu. „Die Idee, das Ganze einfach mal auszuprobieren, ist aus einer Situation heraus entstanden. Ich hatte gerade etwas zum Thema in der Fachpresse gelesen. Das wollte ich wissen und habe eine Herde nicht kupiert. Mit Hermann und Sebastian Kempe hatte ich auch gleich experimentierfreudige Legehennenhalter an der Hand, mit denen ich das ausprobieren konnte.“ Die Erfahrung und Expertise, um diese Herausforderung zu meistern, haben die Mechows jedenfalls mehr als genug. Den Betrieb Mechow gibt es seit 1951, inzwischen in der 3. Generation: Senior Klaus Mechow ist auch noch im Betrieb aktiv und Junior Maximilian Mechow macht gerade die Ausbildung zum Tierwirt, Fachrichtung Geflügel. Die Mechows ziehen an 10 Terminen rund 170.000 Junghennen pro Jahr auf.

Qualitätsfutter schont Stoffwechsel und Leber

Geflügelzuchtmeister und Geflügelfachberater Alexander Mechow führt nicht nur seinen Betrieb mit viel Knowhow und Engagement, auch Kundenservice wird bei ihm groß geschrieben: „Beim Einstallen mit 17,5 bis 18,5 Wochen ist immer einer vor Ort beim Kunden dabei. Wir besuchen unsere Kunden nach zwei Wochen wieder, und auch danach kommen wir raus, wenn es Fragen gibt. Wir sind auf Direktvermarkter ausgerichtet, da sind spätreife Hennen, die große Eier mit fester Schale legen, gefragt. Eine gute Kotkonsistenz und lange Lebensdauer bekommen wir mit Qualitätsfutter hin, bei dem Stoffwechsel und Leber geschont werden. Das Futter kommt von der RWZ, wobei die RWZ nicht nur Lieferant ist, sondern vielmehr begleitender Partner, weil schon seit vielen Jahren ein enger und vertrauensvoller Austausch stattfindet“, so Mechow. „Außerdem müssen die Aufzuchttiere für alle Systeme trainiert werden. Ich muss die Tiere fit und neugierig machen.“ Und auch Legehennenhalter Sebastian Kempe betont: „ Wichtig ist, dass die Legehennen im Vorfeld gut gehalten werden. Wir sind die Letzten in der Kette und baden im Zweifelsfall alles aus. Und auf die Kommunikation zum Junghennenzüchter kommt es an.“

Gleiche Verlustrate

Für den Versuch haben die Kempes eine Herde in vier Gruppen aufgeteilt: kupiert/unkupiert und weiß/braun. Die Bedingungen sollten möglichst gleich sein. Immerhin hat Sebastian Kempe seine Meisterarbeit über das Thema geschrieben. Das Ergebnis: Bei den weißen unkupierten Hennen (n=2.300) gab es 9,7 % Verluste gegenüber 7,8 % bei den weißen kupierten Hennen (n=1.600), also nur geringfügig mehr. Bei den braunen unkupierten Hennen (n=1.000) lagen die Verluste mit 5,5 % sogar niedriger als bei den braunen kupierten Hennen (n=1.000) mit 6,4 %. Höhere Eigengewichte hatten die unkupierten Hennen. Die Legeleistung betrug 370 Eier pro Durchschnittshenne bei 0,7 % Bodeneiern. Normalerweise liegen die Verluste im Betrieb bei 9–12%. Es wird bei Kempes 3 Mal jährlich eingestallt und die Hennen werden bis zur 86. Lebenswoche ohne Mauser gehalten.

Futter muss Sicherheit bieten!

Nach dem Ergebnis gefragt antwortet Sebastian Kempe spontan: „Keine besonderen Vorkommnisse.“ Um gleich darauf wieder zu relativieren: „Eine unkupierte Henne verzeiht aber keinen Fehler! Alle Faktoren müssen stimmen und jeder Störfaktor kann Kannibalismus auslösen. Es hat schon funktioniert, aber man muss ständig präsent sein und der Zeitaufwand ist enorm. Es fängt ja schon mit der Beleuchtung an. Es muss alles gleichmäßig ausgeleuchtet sein mit der richtigen Lichtqualität und -intensität. Das haben wir schon im Vorfeld getestet. Dann müssen die Hennen ein vernünftiges Futter haben, das genügend Sicherheit bietet. Die Futteraufnahme ist ganz wichtig. Die Henne muss einen großen Rahmen haben und ihr Gewicht vorher langsam aufgebaut haben, damit sie bei hoher Leistung auch noch genug Reserven für die eigene Erhaltung hat. Beim Futter haben wir lange mit Stefanie Kiefer von der RWZ, zusammengesessen und herumgetüftelt. Wir geben RWZ-Legestarter Faser Mehl vom Vorlegefutter bis zur 60. Woche. Danach wird die Herde individuell auf RWZ-LA Schale Perfekt umgestellt. Zudem verwenden wir den Pickblock und streuen jeden zweiten Tag Getreidekörner ein. Das finden die Tiere ganz interessant.“

Beschäftigung ist A & O

Denn das A und O ist auch die Beschäftigung. „Ich habe Beschäftigungsmaterial im Internet bestellt und auch so einiges selber gemacht. Man sollte allerdings nie den Fehler machen, gleich von Anfang an Beschäftigungsmaterial rein zugeben, sondern erst, wenn Unruhe aufkommt. Das funktioniert aber nur mit einer intensiven Tierbetreuung durch gutes Fachpersonal, das die Probleme auch eigenständig erkennt. Wer die Zeit nicht aufbringt, merkt nicht, wenn etwas schief läuft“, so Sebastian Kempe. Und Hermann Kempe ergänzt: „Nur billig, das rächt sich, gerade bei nicht schnabelbehandelten Tieren.“

Die nächste Herde wird erst im Dezember oder Januar eingestallt, da wird der Versuch wiederholt. „Jede Herde ist anders. Nur weil es einmal funktioniert hat, heißt das nicht, dass es wieder funktioniert. Und schließlich wollen wir genug Erfahrung sammeln und nicht ins kalte Wasser fallen“, resümiert Sebastian Kempe. „Aber mit unserem Junghennenlieferanten Alexander Mechow und unserem Futterlieferanten der RWZ mit Stefanie Kiefer als Ansprechpartnerin sind wir ganz zuversichtlich.“