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„Unser Boden ist das Wichtigste, was wir haben, und mit gutem Boden sind sagenhafte Dinge möglich“, ist Biolandwirt Michael Buscher aus Mettmann bei Düsseldorf überzeugt. Deshalb stehen Boden und Bodenmikroorganismen bei ihm auch im Fokus – und das nicht erst seit er 2011 auf Bio umgestellt hat.
Schon vor 20 Jahren verzichtete der damals noch konventionell wirtschaftende Landwirt erstmals auf den Pflug – wegen der Erosion an seinen Hangflächen, um das Bodenleben zu fördern, den Boden besser zu durchlüften und keinen Pflughorizont mehr zu hinterlassen. Inzwischen liest er jedes Bodendetail und richtet danach seine Bewirtschaftung aus.
Standbein: Biozuckerrüben
„Mit der Biohühnerhaltung fing es an“, berichtet Michael Buscher von seinen Anfängen als Biolandwirt. „Als ich 2012 von EU-Bio zum Bioverband gewechselt habe, musste der komplette Betrieb umgestellt werden. Aktuell gehören zum Buscherhof neben dem Acker- und Grünland auch 3.000 Hühner in drei Mobilställen und eine biologische Pferdepension.“ Weil der Biolandwirt mit seinem Tierbestand (noch) ohne Wiederkäuer keinen Stoffkreislauf schließen kann, hat er die Kreislaufwirtschaft outgesourct und kooperiert mit einer Bio-Biogasanlage. Diese bekommt den Klee-/ Luzernegrasaufwuchs und liefert im Gegenzug Biogärsubstrate als Dünger an den Buscherhof. In der Fruchtfolge stehen 20 % Klee- oder Luzernegras zur Bodenvitalisierung und um Organik und Stickstoff für die nächsten Kulturen aufzubauen. „Die 15 ha Klee- bzw. Luzernegras fehlen jedes Jahr, weil die mich eigentlich nur Geld kosten. Auch Biogetreide ist gerade wegen der zahlreichen Umsteller sehr schlecht“, so Michael Buscher. „Dafür habe ich aber ein paar Kulturen, die sich lohnen, dass es unterm Strich wieder stimmt.“ Wichtiges Standbein des Betriebes sind Biozuckerrüben, daneben baut Buscher Biogetreide, Biokartoffeln und Bioraps an. Die Eier vermarktet er größtenteils ab Hof.
Unkrautdruck reduzieren
„Bevor ich mit Mechanik den Unkrautdruck reduziere, muss ich dafür sorgen, erst gar keinen Unkrautdruck hervorzubringen. Deswegen fördern wir das Bodenleben und arbeiten viel mit natürlichen Bodenhilfsstoffen wie Gesteinsmehlen, Huminsäuren, Bakterien oder Mikroorganismen, weil der Boden oft einen Mangel hat, den wir bisher gar nicht auf dem Schirm hatten“, berichtet der Biolandwirt weiter. „Als mechanische Beikrautregulierung nutzen wir einen ganz normalen Striegel. Zusammen mit der RWZ testen wir auch verschiedene andere Maschinen und schauen, was bei uns funktioniert. Man kann nicht nach Schema F arbeiten. Ansonsten machen wir gemischte Bodenbearbeitung, wir sind nicht mehr der rein pfluglose Betrieb. Der Pflug wird ausschließlich zum Umbrechen von Klee- und Luzernegras eingesetzt. Dann ist die Bodenbearbeitung abhängig von der Kultur. Bei Leguminosen z. B. ist der Boden super durchstrukturiert und der Unkrautdruck nicht so groß. Da lässt sich mit Grubbern und mechanischer Bodenbearbeitung alles machen, bevor man ganz klassisch sät. Vor Sommerungen mache ich blinde Bodenbearbeitung, eine sogenannte Scheinsaat. Dabei wird die Fläche schon vorbereitet, man fährt mit der Sämaschine drüber ohne Getreide einzusäen und wartet dann 14 Tage mit der echten Einsaat. Die Samen werden zum Keimen angeregt und man kann diese ersten Keimlinge durch Bodenbearbeitung zerstören. Vor der Zuckerrübenaussaat z. B. halte ich die Oberfläche immer wieder schwarz. Dadurch werden die Beikrautkeimlinge zerstört. Der Boden ist durch die Krümelstruktur wärmer und aktiver, die Kultur beginnt zeitiger zu wachsen. Das macht rund zwei Wochen Plus an Vegetationszeit aus!“
Keine Angst vor Verunkrautung
Über den Maschinenring nutzt Michael Buscher eine kameragesteuerte Rübenhacke. „Das ist auch eine interessante Geschichte“, so Buscher. „Wir haben uns da rangetastet, aber das wird noch ausgeweitet. Ob Bio oder Konventionell – wir alle lernen gerade sehr viel dazu, die Landwirtschaft ist so vielseitig, da weiß man noch lange nicht alles. Wichtig ist, keine Angst zu haben z. B. vor totaler Verunkrautung. Angst ist kontraproduktiv und hält einen davon ab, quer zu denken und Alternativen zu finden. Und die gibt es! Wenn der Boden in Ordnung ist, dann ist das Wichtigste schon einmal sichergestellt. Der Boden muss nur sauber gehalten werden in den acht bis zehn Wochen nach der Ernte.“
1.000 Alternativen
Welchen Tipp hat Michael Buscher? „Durch die Gegend fahren und Erfahrungen mit anderen Landwirten austauschen“, antwortet er. „Wirklich weiträumig gucken und kooperieren. Keine Angst voreinander haben und stattdessen miteinander sprechen. Keiner klaut mir etwas. Ohne Austausch geht es nicht!“ Und welche Ideen findet Michael Buscher interessant? „Soja. Ich bin fest davon überzeugt, in 20 Jahren steht auf jedem Betrieb Soja. Ist eine super Kultur, speichert mehr Stickstoff und heimisches Soja wird immer gefragter, egal ob Bio oder Nicht-Bio. Oder Hanf. Eine tolle Alternative, die wir verlernt haben anzubauen. Früher wurde daraus alles gemacht. Aber auch heute ist das noch ein super Produkt: Möbel, Autoinnenverkleidungen, es gibt so viele Stoffe, wo Hanf eingesetzt werden kann. Darüber hinaus gibt es 1.000 andere Alternativpflanzen, man muss nur neugierig bleiben!“
Chefredakteurin RWZ-agrarReport
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