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STROM direkt vermarkten

Zu Besuch auf der Biogasanlage von Edmund Paeffgen in Nörvenich (Januar 2015)

Zeitungsartikel und Fernsehberichte gibt es über die Biogasanlage von Edmund Paeffgen aus Nörvenich so einige. Kein Wunder – die Anlage ist nicht nur top-gepflegt und somit durchaus vorzeigbar, auch die Blockheizkraftwerke (BHKW) sind im Durchschnitt der letzten Jahre maximal ausgelastet.

Altanlage nach EEG 2004/2009

Eine optimale Auslastung erreicht man nur mit hoher Professionalität. Zum Experten für Biogas und den Strommarkt ist Paeffgen geworden, weil er sich schon früh mit Biogas auseinandergesetzt hat und sich immer auf dem neuesten Wissensstand hält: „Wir haben hier auf dem Betrieb früher Alkohol produziert. Da die Vermarktung von Schlempe, bedingt durch den Strukturwandel der viehhaltenden Betriebe in den Dörfern mehr und mehr zum Problem wurde, war deren Verwertung zu Biogas schon früh ein wichtiges Thema. Erst im Zuge der dramatischen Erhöhung der Einspeisevergütung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2004 hat sich der Einsatz von Schlempe in Biogasanlagen gelohnt. Vor 10 Jahren habe ich die erste Biogasanlage mit einem 550 kW BHKW gebaut, ein Jahr später folgte ein weiteres BHKW mit 550 kW. Diese 1.100 kW Altanlage läuft unter dem EEG 2004/2009“, so der Betriebsleiter.

Neue Biogasanlage nach EEG 2012

2012 kam noch eine zweite Biogasanlage nach EEG 2012 mit 2 BHKW (526 kW + 900 kW) dazu, wobei die neuen BHKW deutlich effizienter sind als die der Altanlage. Mit dieser 1.426 kW Neuanlage versorgt Paeffgen den Hoch- und Niedrigtarifstrommarkt an der Börse in Leipzig. Gleichzeitig wird der positive und negative Sekundärregelenergiemarkt bedient, also die für die Stabilisierung des 50-Hertz-Netzes notwendige Strommehr- oder Stromminderproduktion. Für die Erzeugung dieses flexiblen Stroms werden die BHKW je nach Bedarf ferngesteuert an- und abgeschaltet. Da diese im Abrufzeitraum innerhalb von 3 Minuten Volllast erreichen müssen, wird das 526 kW BHKW über die Abwärme eines anderen BHKW permanent geheizt. Zusätzlich plant Edmund Paeffgen einen Tauchsieder für die Ölwanne zu installieren, damit auch das Öl ständig auf Betriebstemperatur liegt und dadurch noch kürzere Reaktionszeiten des BHKW erreicht werden können. Beide Biogasanlagen (Altanlage nach EEG 2004/2009 und Neuanlage nach EEG 2012) sind komplett voneinander getrennt.

LandStrom – fair für Kunde und Erzeuger

Vorreiter war Edmund Paeffgen vor 3 Jahren auch mit LandStrom, worunter der aus den BHKW der alten Biogasanlage erzeugte Strom vermarktet wird. Ernst-Guido Janßen vom RWZ-Geschäftsbereich Energie erklärt, wie LandStrom funktioniert: „Bei LandStrom wird der mit den BHKW erzeugte Strom bilanziell vor allem von Endkunden in den Orten um die Biogasanlage herum verbraucht. Durch die Direktvermarktung des Stroms können wir eine höhere Wertschöpfung erreichen. Die Einspeisevergütung liegt bei LandStrom über der vom EEG vorgegebenen Vergütung.“ Und Edmund Paeffgen ergänzt: „Ich wollte einen regionalen Effekt bezüglich der Akzeptanz von Biogas erreichen. Deswegen habe ich damals mit der RWZ und der WEP als Tochter der Stadtwerke Dinslaken zusammengesessen und so wurde Anfang 2013 Nörvenich die erste Gemeinde mit LandStrom.“

Aus der Region, für die Region

Der Strom aus der Paeffgen’schen Biogasanlage wird nicht nur vor Ort erzeugt und in der Region zu günstigen Konditionen angeboten, auch die 25.000 t Mais für die Anlagen kommen aus einem Umkreis von nur 8 km. Von seinen 310 ha bewirtschafteten Ackerflächen baut Paeffgen auf rund 40 ha Mais an. Mais von weiteren 430 ha kauft er von 26 verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben zu: „Ich will nicht pachten, sondern bin Zukäufer. Aussaat, Ernte, Logistik – das alles geht zu meinen Lasten. Angefangen haben wir mit einem Maisanteil von fast 95 %. Seitdem habe ich den Maisanteil aus Kostengründen und auch aufgrund der immer wiederkehrenden Teller-Tank-Diskussion sukzessive reduziert. Jetzt liegt er in der Altanlage bei 70–75 % und in der Neuanlage bei 40–45 %. Der Rest sind Hühnertrockenkot, Schweine-, Rinder- und Pferdemist sowie Stroh. Die schwieriger zu verarbeitenden Materialien wie Mist und Stroh werden vorher zerkleinert, gemahlen und mit speziellen Enzymen versetzt. So erreiche ich eine höhere Verfügbarkeit in den Fermentern.“

Wärmesenke

Die Abwärme aus der Altanlage wird zu 100 % genutzt. Es besteht ein Nahwärmenetz für die umliegenden Häuser. Weiterer Verwendungszweck für die Abwärme ist die Trocknung von Gärresten. Rund 20 % der Gärreste werden nicht auf die Felder ausgebracht, sondern in einer Trocknungsanlage zu hochwertigem Blumendünger weiterverarbeitet. „Ich muss hierbei sehr auf die Minimierung von Emissionen achten. Die nächste Bebauung ist nur 150 m entfernt und das auch noch in Westwindlage. Deswegen wird die Luft mit konzentrierter Schwefelsäure gewaschen. Mir ist ein friedliches Miteinander sehr wichtig und bisher hat sich noch nie jemand beschwert. Das möchte ich unbedingt auch weiterhin so halten“, so Edmund Paeffgen. „Und für die Akzeptanz von Biogas ist es wichtig, dass möglichst viele Haushalte LandStrom bekommen. Deswegen möchte ich noch mehr Menschen für LandStrom gewinnen, Kapazität haben wir jedenfalls noch.“

Was ist LandStrom?

Ein niedriger Bruttoverbrauchspreis und Brutto-Arbeitspreis bei einer WEP Preisgarantie, monatlicher Abschlagzahlung und ohne Vertragslaufzeit monatlich kündbar – diese günstigen Konditionen bei der Stromversorgung bietet die RWZ Rhein-Main eG zusammen mit ihren Partnern, Genossenschaften und der Wärme-, Energie- und Prozesstechnik GmbH (WEP) aus Hückelhoven als „LandStrom“ an.
LandStrom ist in fast allen Gemeinden des RWZ-Geschäftsgebietes verfügbar.

 

Mehr Info und Verfügbarkeit unter:
www.rwz.de/strom
www.wep-h.de

Mit der Buir Bliesheimer Agrargenossenschaft eG (BBAG) konnte vor Ort ein weiterer regionaler Vertriebspartner gefunden werden. Unterlagen zu LandStrom liegen auch in den Geschäftsstellen der BBAG aus.