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Mission: Nachhaltigkeit voranbringen

Biowinzer Klaus Rummel aus Landau-Nußdorf in der Pfalz ist Ökopionier, Leiter eines wissenschaftlichen Pilotbetriebes, Impulsgeber für politische Ausschüsse, unerschütterlicher Idealist und Visionär mit viel Experimentierfreude. Sein Schlüssel zum Erfolg: Pilzwiderstandsfähige Rebsorten in Kombination mit reduziertem Einsatz neuartiger Biopflanzenschutzmittel, adaptierte Hightech Maschinenkombinationen für minimale Überfahrten und der Verkauf eines Lebensgefühls.

„Gute Laune, Genuss, Freude, Nachhaltigkeit, Rettung der Menschheit“, zählt Klaus Rummel auf, „dafür bekommen wir Geld – und den Wein gibt es als Added Values gratis obendrauf. Wir verkaufen das gute, das bessere Leben. Wir brauchen positives Denken, auch als Landwirt oder Winzer. Jammern will in der Öffentlichkeit niemand hören, damit kommen wir nicht weiter. Auch für Tradition kann ich mir nichts kaufen. Wir müssen uns an den gesellschaftlichen und klimatischen Wandel anpassen und dringend Aktion zeigen. Ich mache schon seit über 40 Jahren verrückte Sachen, seitdem ich Winzer bin. Meine zentrale Frage lautet: Wie bekomme ich im Einklang mit der Natur ein maximal gutes Produkt hin?“

Mehrfacher Preisträger
Wegen seiner zukunftsweisenden Arbeit unter anderem mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, den „Piwis“, ist das Weingut Rummel nicht nur beliebtes Exkursionsziel verschiedenster Fachbesucher von kooperierenden Unis und Forschungsanstalten, sondern auch Demobetrieb Ökologischer Landbau des Bundesministeriums, Förderpreisträger Ökologischer Landbau und innovativster Biobetrieb Deutschlands 2005. Die Rummelmischung zur Weinbergsbegrünung ist nach ihrem Mitentwickler ebenso benannt, wie es zukünftig wahrscheinlich das Rummelband geben wird, ein neues Stockband ohne Kunststoff, das Klaus Rummel gerade auf Praxistauglichkeit testet.

Piwi-Neuzüchtung Sauvignac
„Wir erfinden immer ein bisschen was Neues bei uns“, berichtet der Vorreiter, „wir waren zum Beispiel die weltweit ersten kommerziellen Anpflanzer der Piwi-Neuzüchtung aus Sauvignon und Riesling, dem Sauvignac mit der Züchtungsnummer VB CAL 6-04 des Schweizer Rebzüchters Valentin Blattner, mit dem ich wie mit Rebveredler Volker Freytag in engem Kontakt stehe. Blattner kreuzt, Freytag hat das Sämlingsfeld bzw. einen Mutterrebenbestand und ich habe schließlich die ersten großen Anlagen von Cabernet Blanc und Sauvignac gepflanzt. Dazu braucht es schon Mut, weil der Weinmarkt aus Konsumentensicht sehr traditionell und schwer aufzubrechen ist. Wir haben keine Selbstläufer wie Grauburgunder. Wir setzen auf neue und robuste Zukunftsrebsorten teilweise ohne Namen, was unheimlich erklärungsbedürftig ist.“

Trial-and-error-Prinzip
Die Piwi-Rebsorten sind nicht nur widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten wie Peronospora oder Botrytis, sondern auch angepasster an den Klimawandel. Die Beeren und die Laubwand der Piwis sind etwas lockerer und somit ist die frühe Besonnung besser. Diese frühzeitige Adaption ans Licht hat den Vorteil, dass bei mittlerweile Temperaturen von 50 °C auf der Beerenoberfläche diese bereits abgehärtet ist und es weniger Verluste durch Sonnenbrand gibt. Diese betragen bereits bis zu 30 %, Tendenz steigend. Die Piwi-Sorte Sauvignac ist auch wegen dieser Vorteile derzeit die hipste Rebsorte in der Pfalz und die Reben chronisch ausverkauft. „Leider gibt es noch keine 100%ig pilz- oder sonnenbrandresistenten Reben“, erklärt Klaus Rummel, „allerdings bringt uns die Vernetzung von Forschung, Praxis und Politik bezüglich Lösungen beim Klimawandel voran. Wenn es eine neue Rebsorte ohne Erfahrungswerte gibt, nutze ich die Chance und probiere sie aus, und zwar im Anbau und für die Weinvermarktung. Und falls wir zu schnell waren mit neuen Rebsorten, dann schneiden wir sie, auch wenn es weh tut, wieder ab.“

Ökopflanzenschutz ist kein Allheilmittel
Klaus Rummel ist überzeugt, „dass wir Pflanzenschutzmittel insgesamt auf ein Minimum reduzieren müssen, weil auch Backpulver oder ein biologisches Produkt auf Basis von Bakterien einen großen Einfluss auf die Ökologie im Weinberg oder Feld hat.“ Aktuell arbeitet er mit fettsäureverkapseltem Süßholzextrakt: „Das funktioniert im Labor sehr gut, im Glashaus sehr gut, im Freiland mit der Rückenspritze sehr gut“, so Rummel, „aber mit einer konventionellen Großspritze funktioniert es nicht, da es nicht spritzbar ist und im Filter hängen bleibt. Die Formulierung muss überarbeitet werden, das kann man aber lösen. Wir spritzen zum Beispiel auch Algenextrakt mit Magnesium bei der Entblätterung direkt in die Traubenzone hinein. Das funktioniert super zur Stresslinderung und Stärkung des Stilgerüstes, sichert Ertrag und Qualität. Das beziehe ich wie viele meiner Biobetriebsmittel von der RWS Südpfalz in Walsheim.“

Adaptierte Hightech für minimale Überfahrten
Weiterer Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit ist für Klaus Rummel der akzentuierte Einsatz von Technik: „Ich setze auf schlagkräftige Technik im Weinberg und arbeite mit der RWZ-Technik in Herxheim zusammen. Das klappt tiptop, ein sehr kompetentes Team, das immer schnell da ist. Für meine 16 ha habe ich drei baugleiche und standardisierte Fendt Varios 211er, damit alle Anbaugeräte problemlos austauschbar sind. Wir haben uns beim Ackerbau die Anbaukombinationen abgeschaut und dann unsere eigenen entwickelt. Beikrautregulierung machen wir schon seit über 40 Jahren komplett mechanisch ohne Herbizide. Weil wir aber alles im guten Direktzug und mit Maschinenkombinationen erledigen, benötigen wir nur minimale Überfahrten und haben daher auch keinen höheren Dieselverbrauch oder mehr Bodenverdichtungen.“

Egal ob konventionell oder ökologisch – „Wir alle suchen Kompromisse in Richtung Nachhaltigkeit“, resümiert Klaus Rummel, „und ziehen am selben Strang. Mit gezieltem Einsatz von exzellenter Technik, innovativen Sorten und alternativen Betriebsmitteln haben wir schon viel gewonnen. Am liebsten würde ich gar nichts machen. Das ist mein Wunschtraum, aber leider gelingt mir das nicht. Das Leben ist ein Kompromiss und daher entwickeln wir Konzepte, wie es am besten weitergeht.“

Der Fuhrpark des Weinguts Rummel wird komplett von der RWZ Agrartechnik Herxheim betreut

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Kontaktieren Sie uns!

Martina Tschörtner

Chefredakteurin RWZ-agrarReport

Telefon: 0221 / 16 38-466
Mail: martina.tschoertner@rwz.de