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Zu Besuch beim... Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth

Juni 2019

Weinlogistik - Von Rheinhessen bis zur Elbe

Beim Besuch von Schloss Wackerbarth in Radebeul bei Dresden setzt erst einmal der Wow-Effekt ein. "Erlebnisweingut“ ist hier schon fast untertrieben: zahlreiche Auszeichnungen und Prämierungen sowie 190.000 Besucher im Jahr lassen die hohe Qualität der Produkte und Events sowie die Professionalität der 140 Mitarbeiter erahnen; die barocke Anlage und die historischen Terrassenweinberge sind beeindruckend.

Mit 92 ha Rebfläche in bester Lage an den Südhängen des Elbtals bewirtschaften der leitende Önologe Jürgen Aumüller und der Weinbauleiter Till Neumeister rund ein Fünftel der Rebfläche im Weinbaugebiet Sachsen. Jährlich werden im  Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth 350.000 Flaschen Wein und 250.000 Flaschen klassischer Flaschengärsekt abgefüllt. „Was uns besonders macht, ist die Lage am 51. Breitengrad und das damit vorherrschende Kontinentalklima“, erklärt Önologe Jürgen Aumüller. „Während der langen Reifeperiode wechseln sich warme Tage und kühle Nächte ab. So behalten die Trauben bis spät in die Reife ihre ausgeprägten Aromen und eine natürliche Frische. Aus ihnen keltern wir dann unsere einzigartigen ‚Cool Climate-Weine‘ mit aromatischer Eleganz und Finesse.“ Um den eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden, legen die Verantwortlichen von Schloss Wackerbarth bei ihren Partnern großen Wert auf Qualität, Verlässlichkeit und Vertrauen. Sie sind oft Vorreiter in der Branche, beispielsweise bei der Digitalisierung oder bei Bewirtschaftungsformen.

Pionierpartner bei Digitalisierung
„Positive Fügung für uns war, dass wir Pionierpartner für zwei Studenten und spätere Firmengründer der ersten digitalen Erfassungs- und Beratungsfirma für Weinbauern in Deutschland waren“, so Till Neumeister. „Wir hatten dadurch den Vorteil, immer als Erste die mit der Drohne erfassten, weinbaurelevanten Daten wie beispielsweise NDRE-Index, NDVI-Analysen, reine Stockzahlinventur oder Thermalmessungen auf der Blattoberfläche und die daraus über Algorithmen resultierenden Wetterprognose-Modelle testen zu können. Das wird permanent mit uns zusammen weiterentwickelt. Das Modell verspricht eine Genauigkeit bis auf 30 m². Wir haben immer den Vergleich mit unseren Regenmessern draußen und gleichen ab, wie genau die Daten wegen der Interpolation sind. Bisher ist alles erstaunlich exakt. Aber wir sind eigentlich nur Datensammler für die nächste Generation. Die werden damit richtig viel anfangen können, Stichwort: digitaler Weinberg.“ Mitte- und langfristiges Ziel des „digitalen Weinbergs“: ein gezielterer Einsatz der Betriebsmittel.

Bei Bewirtschaftungsform Benefits vereinen
Was machen Winzer und die Agrarwirtschaft generell, um Biodiversität zu steigern? Till Neumeister antwortet: „In den vergangenen Jahren haben wir die Bewirtschaftung der Weinberge stringent nach den Prinzipien ‚Umweltverträglichkeit’ und ‚Nach-haltigkeit’ ausgerichtet. So wurde unter anderem der Einsatz von mineralischen Düngern beinahe auf Null reduziert und stattdessen auf eine Düngung mit Einsaaten gesetzt. Diese wird für uns standortangepasst von der RWZ gemischt und verlässlich geliefert. Die aufgehenden Einsaaten versorgen die Reben mit Stickstoff und weiteren wertvollen Nährstoffen. Außerdem blüht die vielfältige Kräutermischung über lange Zeit, was wiederum Nützlinge wie Insekten und Vögel anlockt, das Ökosystem Weinberg langfristig stabilisiert und auch die Wanderer in den Weinbergen erfreut. So wie bei dem weitgehenden Verzicht auf Herbizide dient dieses Vorgehen allerdings nicht dem Erreichen einer bestimmten  Zertifizierung, sondern der Entwicklung von starken, gesunden Reben. Nur diese sind in der Lage, das Top-Lesegut zu liefern, das für unsere ausgezeichneten Produkte benötigt wird.“

Zusammenarbeit mit KLUG/RWZ
Neben der betriebsindividuellen Weinbergmischung liefert das RWZ-Tochterunternehmen KLUG auch verschiedenste andere Betriebsmittel nach Radebeul und ist inzwischen zentraler Lieferant. „Die Zusammenarbeit mit KLUG hat vor vier Jahren begonnen“, so KLUG-Weinbaufachberater Gottfried Schmitt über die Hintergründe. „Mit Flaschen und Verschlüssen ging es los. Dann hat Herr Neumeister gelesen, dass wir ‚von der Rebe bis zum Wein‘ alles machen – und uns beim Wort genommen. Mittlerweile hat sich auch über Fachvorträge von unseren Weinbau- und Kellereiexperten ein reger Austausch entwickelt. Bei allen Fragen werden unsere Fachberater kontaktiert. Mittlerweile machen wir für Wackerbarth neben dem klassischen Bezugsgeschäft auch viele Planungen von Sonderwünschen beim Pflanzenschutz oder bei Junganlagenpflanzungen, das klappt sehr gut.“ Schloss Wackerbarth nutzt zudem die Dienstleistungen des Weinlabors in Langenlonsheim und lässt dort seine Weine und Sekte analysieren.

Zuverlässige Lieferung zentrales Kriterium
Und Till Neumeister ergänzt zu den Anfängen: „Mit dem intensiven Kontakt ging auch gleich die Geschäftsbeziehung auf vollen Touren los. Damals haben wir einen Lieferanten gesucht, der kurzfristig liefern konnte. Wir haben nur wenig eigene Lagerfläche; diese ist zudem vorrangig für die Lagerung von Weinen und Sekten reserviert. Daher schätzen wir die auf den Punkt gebrachten und zuverlässigen Lieferungen von KLUG inzwischen sehr. Wegen der hervorragenden Lieferbedingungen hängen sich mittlerweile auch benachbarte Weingüter an unsere Bestellungen an und holen sich ihre Materialien bei uns ab. Ein weiteres Problem waren damals die Gebindegrößen. Wir brauchen große Gebinde, bei den kleineren Weingütern hier ist es genau umgekehrt. Dass KLUG dabei auf die Kundenwünsche eingeht und auch fachliche Beratung bietet, unterstützt unsere Arbeit sehr.“ Gottfried Schmitt weiter: „Grundsätzlich kann jeder liefern. Aber wenn in der Vegetation unverhoffte Wetterkapriolen auftreten, benötigen unsere Kunden eine schnelle und zuverlässige Lösung. In speziellen Frühbezugsaktionen beraten wir unsere Kunden zu der kommenden Reifephase und der späteren Verifikation der Weine. Mit maßgeschneiderten, regionalen Aktionen bieten wir unseren Kunden ein perfekt abgestimmtes Produktportfolio an.“

Zukunftsthemen im Weinbau
Ideen- und Erfahrungsaustausch, das offene Gespräch, gemeinsame Zukunftsprojekte, fachliche Kommunikation auf Augenhöhe – darauf legen Betriebe heute Wert. Und wie lauten die großen Themen draußen im Weinbau? „Die Digitalisierung sowie die punktgenaue und bedarfsorientierte Bestellung – und das in einem angemessenen Zeitfenster“, so Till Neumeister. „Wir erwarten keine Wunder; wir erwarten nie, dass innerhalb von sechs Stunden nach Bestellung die Sachen auf dem Hof stehen. Zukünftig wird aber entscheidend sein, dass wir noch bedarfsorientierter bestellen können. Die Frage ist, wie wird in Zukunft die Logistik funktionieren? Auf welchen Wegen, zu welchem Preis, mit welchen Sicherheitsfragen? Beim Pflanzenschutz können wir keine normale Logistik verwenden, sondern brauchen Sicherheitstransporte. Das ist unser großes Thema. Wir brauchen immer größere Posten und wie bekommt man da die Logistik punktgenau hin?“ Und KLUG-Geschäftsführer Martin Hepp ergänzt: „Für uns ist Schloss Wackerbarth der Referenzbetrieb in Sachsen. Um zu liefern, wollen wir ein Hub schaffen. Wir haben noch einiges an Detailarbeit zu machen.
Wir sind in der Region stark, weil wir immer alles kurzfristig verfügbar haben. Am Ende des Tages ist für uns nur wichtig,
dass der Kunde zufriedengestellt wird. Das ist keine platte Phrase, das ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“

Sehr imposant und top gepflegt: die barocke Schloss- und Gartenanlage des Erlebnisweingutes Schloss Wackerbarth.
V.l.n.r.: Denis Lutterbach (KLUG-Vertriebssteuerung), Martin Junge (Leiter Kommunikation Schloss Wackerbarth), Martin Hepp (KLUG-Geschäftsführer), Gottfried Schmitt (KLUG-Fachberater), Jürgen Aumüller (Leiter Önologie Schloss Wackerbarth) und Till Neumeister (Leiter Weinbau Schloss Wackerbarth).
In Wackerbarth holen sich auch benachbarte Weingüter ihre aus Rheinhessen bestellten Betriebsmittel wie beispielsweise Flaschen ab.

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Kontaktieren Sie uns!

Martina Tschörtner

Chefredakteurin RWZ-agrarReport

Telefon: 0221 / 16 38-466
Mail: martina.tschoertner@rwz.de