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Zu Besuch bei... Kartoffelbetrieb Dicks

Oktober 2017

Die große Kartoffelreise

Ungleiche Böden – die machen den Kartoffelanbau für Georg Dicks aus Weeze-Wissen am Niederrhein so herausfordernd. Von leichten dunklen Sandböden bis hin zu schweren Tonböden, von 25 bis 80 Bodenpunkten ist alles dabei. Trotzdem schafft es der Betriebsleiter, an diesem Standort seit 28 Jahren erfolgreich Kartoffeln anzubauen, davon seit 25 Jahren in Zusammenarbeit mit Weuthen.

„Historisch gesehen war das ein ganz normaler niederrheinischer Betrieb, der sich über die Viehhaltung hochgearbeitet hat“, erzählt Georg Dicks. „Früher hatten wir Kühe, die hat aber schon mein Vater abgeschafft und auf 50 Sauen und 300 Mastschweine in Strohhaltung umgestellt. Als die Metzgervermarktung zusammengebrochen ist, haben wir einen modernen Stall erst für 500 Mastschweine gebaut und diesen dann sukzessive bis auf heute 3.000 Mastschweine erweitert.“

Bei einem viehintensiven Betrieb mit hohen Stickstoffmengen kommen nicht viele Kartoffelsorten in Frage. „Speisekartoffeln sind bei uns ohnehin keine Option. Auf den ungleichen Böden erreichen wir die notwendigen Top-Qualitäten nicht. Außerdem wird die Schalenoptik auch immer bedeutender, die Verbraucher wollen eine helle Schale. Das Risiko ist bei Industriekartoffeln deutlich niedriger, weil hier die Optik nicht so wichtig ist“, so der Betriebsleiter. „In unseren Betrieb passt die Pommes-Sorte Fontane am besten, eine tolle Sorte, die mit der organischen Düngung am besten klar kommt.“

Weuthen-Kartoffelexperte und Betriebsberater Hans Scheidtweiler ergänzt: „Fontane ist sehr flexibel auf allen Böden. Auf dem Betrieb Dicks bringt es nichts, eine Spezialsorte wie beispielsweise Innovator anzubauen, die auf den sandigen Böden das Risiko von Eisenfleckigkeit mit sich bringt oder auf organisch gut versorgten Böden mit einem schwachen Stärkegehalt reagieren kann. Bei der Sortenwahl muss man sich fragen: ‚Was steht uns an Flächen zur Verfügung, und was kann man relativ sicher anbauen?‘ Dann wirft man alles in eine Waagschale, die gute Nährstoffversorgung, die mittelprächtigen und stark wechselnden Böden. Unter diesen Bedingungen ist es mit Industriekartoffeln einfacher, die geforderten Qualitäten zu erfüllen.“

Verlässlicher Handelspartner
Wie die erfolgreiche Vermarktung der Dick’schen Kartoffeln schon seit einem Vierteljahrhundert über Weuthen läuft, erklärt Georg Dicks: „Wir arbeiten gerne mit dem Haus Weuthen zusammen. In guten Jahren ist es einfach, seine Kartoffeln zu vermarkten. Da rennen sie uns die Tür ein. Erst in schlechten Jahren merkt man, ob man sich auf seinen Handelspartner verlassen kann. Weuthen hat uns in schwierigen Jahren nie im Stich gelassen. Weuthen geht an so viele Fabriken ran, das klappt hervorragend.“ Hans Scheidtweiler dazu weiter: „Wir besprechen und betreuen das Ganze, sodass es möglichst wenig Probleme gibt. Das geht von der Sortenwahl, über das Pflanzen der Kartoffeln bis hin zur Lagerung.

Hierfür haben wir in diesem Jahr an unserem neuen Standort in Waldniel eine moderne Probenlinie eingerichtet. Damit können wir von den gezogenen Lagerproben innerhalb kürzester Zeit die Kartoffelqualitäten ermitteln wie Stärkegehalt, Sortierung, Knollenlänge oder Backfarbe. Mit diesen Parametern können wir die entsprechenden Partien zielgerechter vermarkten. Unser Vorteil ist, dass wir schnell reagieren können. Wir arbeiten mit jeder Kartoffelfabrik in Europa zusammen und irgendeine Fabrik kann immer gerade die Kartoffeln gebrauchen, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen wollen. Dazu haben wir unsere eigene Logistik und sind, was den Transport angeht, unabhängig. Das sind unsere Stärken, die wir ausspielen können und müssen.“

Auch C-Kartoffeln vermarktet
Im schwierigen Anbaujahr 2016 fielen auf den Flächen des Betriebes Dicks am 31. Mai 110 mm und am 16. Juni 80 mm Niederschlag. Einige der Flächen waren daher überschwemmt, was die Qualität der staunässeempfindlichen Kartoffeln erheblich gemindert hat. „Weuthen hat es geschafft, auch diese C-Kartoffeln zu vermarkten“, so Betriebsleiter Dicks. „Das kriegt kaum jemand anderes hin. Wichtig ist, dass man offen miteinander spricht und einfach sagt ‚Hör mal, ich habe hier ein Problem, könnt ihr mir helfen?‘“

Flexibler durch Eigenlagerung
Georg Dicks lagert seit zehn Jahren seine Kartoffeln nicht mehr bei Weuthen, sondern in eine seiner beiden Hallen selber ein. 1.500 t fasst die Halle mit der Vollspaltenbelüftung und 2.300 t die Halle mit der Kanalbelüftung. „Wir haben die Hallen gebaut, weil der Bedarf an Industriekartoffeln in der Ab-Land-Periode in den letzten Jahren tendenziell stark schwankend war. Ein weiterer Vorteil beim Kartoffeleinlagern ist, dass man sich eine Gutwetterperiode im Herbst aussuchen kann und die Flächen nicht kaputt fährt. Außerdem haben wir für die Übermengen an Kartoffeln durch die Eigenlagerung mehr Zeit, sie bestmöglich zu vermarkten“, so Dicks. Die Rodung der Kartoffeln erfolgt durch einen Lohnunternehmer, der bereits seit Jahren für zehn Tage einen Roder mit Fahrer zur Verfügung stellt. Alles andere macht der Betriebsleiter mit seinen beiden Auszubildenden und Saisonarbeitskräften selber.

Zukunft liegt bei nächster Generation
Wo die Reise hingeht im Betrieb Dicks? „Wir müssen eine höhere Wertschöpfung bei den Kartoffeln und Schweinen erzielen, weil mehr Schweine halten ist nicht drin, da stoßen wir an unsere Grenzen“, antwortet Dicks. „Mein Antrieb sind unsere vier Kinder, die alle Spaß an der Landwirtschaft haben und sich auch mit der Wahl ihres Studiums bzw. ihrer Ausbildung beruflich für die Landwirtschaft entschieden haben. Und ob die irgendwann mal Gemüse, Zwiebeln oder Gewürzpflanzen machen, das überlasse ich dann der nächsten Generation.“

Betriebsleiter Georg Dicks (links), Weuthen Kartoffelexperte Hans Scheidtweiler (Mitte) und Kartoffelkönigin Anne Dicks (rechts) diskutieren die Vermarktungsmöglichkeiten der Dick’schen Lagerkartoffeln.
Je nach Qualitätsparametern werden die Kartoffeln in Europa gezielt vermarktet.
Das handbemalte Güllefass bewirkt viel positive Resonanz bei den Leuten.

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Kontaktieren Sie uns!

Martina Tschörtner

Chefredakteurin RWZ-agrarReport

Telefon: 0221 / 16 38-466
Mail: martina.tschoertner@rwz.de