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„Vertrag kommt von vertragen“, antwortet Kartoffelbauer Thomas Linhoff aus Lippstadt auf die Frage, wie er die Kartoffelkrise 2014 überstanden hat. Denn auch wenn die Stimmung in der Kartoffelbranche zwischenzeitlich einen absoluten Tiefpunkt erreicht hat, kann Linhoff inzwischen wieder aufatmen - vor allem dank des Vertragsanbaus mit Weuthen.
Thomas Linhoff hat 1996 als einer der ersten Ackerbauern in der Soester Börde auf Kartoffelanbau gesetzt. Inzwischen baut er auf seinem rund 190 ha großen Betrieb auf 56 ha Industriekartoffeln an. Im Betrieb hat sich die Fruchtfolge Zuckerrüben-Weizen-Kartoffeln-Weizen bewährt. „Damals fing es mit der Rübe an zu wackeln und der Weizenpreis ging drastisch runter. Wir wollten uns breiter aufstellen und haben die Kartoffel mit in die Fruchtfolge genommen. Dabei haben wir von Beginn an mit Weuthen zusammengearbeitet und sind damit immer gut gefahren“, so der Betriebsleiter über die Anfänge. „Auf den noch unverbrauchten Böden haben wir mit der Pommessorte Bintje angefangen und relativ schnell gesehen, dass das mit den Kartoffeln hier gut funktioniert. Nach Bintje haben wir die Sorte Agria angebaut, die zwar ertragreich, aber dafür in der Lagerung sehr viel anspruchsvoller ist. Nach negativen Erfahrungen mit der Lagereignung von Agria habe ich zur Risikominderung noch die Sorte Fontane in den Anbau genommen. Da wir auf einigen Flächen beregnen können, bietet diese Sorte sehr gute und stabile Erträge mit deutlich reduziertem Lagerrisiko.“ Bei neuen Sorten ist Thomas Linhoff oft als einer der ersten dabei, um den anfänglichen Bonus mitzunehmen.
Seit 1999 baut Linhoff zudem Chipskartoffeln an: „Damals hat mich Hans Scheidtweiler von Weuthen angesprochen, ob ich Interesse am Vertragsanbau von Chipskartoffeln habe. Mit Weuthen habe ich die Chipsfabrik in den Niederlanden besucht und mich dazu entschlossen, diese Nische zu besetzen. Bis 2013 hatte ich auf 20 ha die Chipssorte Hermes im Anbau. Letztes Jahr habe ich erstmalig auf 11 ha die neue Chipssorte VR 808 angebaut, weil sie homogener und der Ertrag besser ist. Bisher macht sie einen guten Eindruck und ich bin sehr zufrieden. Zur kommenden Saison werde ich den Chipskartoffelanbau wieder auf 20 ha erhöhen. Die Qualitätsanforderungen bei Chipskartoffeln sind sehr hoch, es wird nur A-Ware akzeptiert. Da muss man schon sehr auf die Qualität achten.“
Die erste Kartoffelernte hat Thomas Linhoff noch frisch vermarktet. Da der Betrieb aber weit von den Absatzmärkten entfernt ist, werden seit 1997 alle Kartoffeln eingelagert. Als erstes Lager diente der zum Flächenlager umgebaute Laufstall. Schon 1998 baute Linhoff eine 2.600 t fassende Kartoffellagerhalle, 2004 kam ein Kühlhaus zur Lagerung von Kartoffeln dazu. Die Chipskartoffeln werden im Betrieb gewaschen und verlesen. Wenn es Fäulnisprobleme bei den Pommeskartoffeln gibt, wird die Waschmöglichkeit auch hier eingesetzt.
Bei der Kartoffeltechnik setzt Thomas Linhoff auf komplette Eigenmechanisierung vom Pflanzen über die Ernte bis zum Auslagern. Mit 2 Berufskollegen hat er eine Maschinenkooperation. Zusammen werden so 130 ha Kartoffeln von einem eingespielten Team bearbeitet. „Ich bin fest davon überzeugt, dass man das bei der Qualität merkt. Beim Lohnunternehmer ist der Fahrer das Risiko. Für mich ist Eigenmechanisierung gleichbedeutend mit Eigenverantwortung“, so Linhoff.
„Wir wollen langfristige Kundenbeziehungen und finden immer eine Lösung“, erklärt Kartoffelspezialist Bernhard Nienhaus vom Weuthen- Lager in Bad Sassendorf. „Unsere Stärke ist, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Da hat man einfach mehr Vermarktungsmöglichkeiten und kann so ein Krisenjahr besser verdauen. Bisher wurde es seitens der Kartoffelbauern nie als wirkliche Verpflichtung angesehen, dass wir die Kartoffelläger auch leermachen müssen. Das war 2014 anders. Da waren die Kartoffelbauern froh, wenn ihre Läger endlich leer waren. Und wir haben für jeden Kunden eine Lösung gefunden. Zur Not kontrahieren wir auch schon mal nach.“ Und Hans Scheidtweiler ergänzt: „Wichtig ist uns auch, ständig mit unserem Lieferanten im Kontakt zu bleiben, besonders beim Anbau neuer Sorten. Wir begleiten regelmäßig den Aufwuchs der neuen Ernte und später auch die Lagerung. Nur so können wir schon früh die Qualität der Ernte einschätzen und die Vermarktung optimal steuern. Zudem können wir uns mit unserem Lieferanten auch immer wieder über den Markt austauschen.“
Trotz Krisenjahr steht Thomas Linhoff fest hinter seiner Entscheidung, Kartoffeln anzubauen: „Unterm Strich haben wir die Umstellung auf den Kartoffelanbau nicht bereut. Die beiden vorausgegangenen Jahre waren super. Da war die Wahrscheinlichkeit groß, dass nicht noch so ein gutes Jahr kommt und ich habe rechtzeitig vorgesorgt, indem ich einen größeren Teil der Pommeskartoffeln über Verträge abgedeckt habe. In so einem Krisenjahr wie 2014 ist man froh, wenn man sich auf seinen langjährigen Vertragspartner zu 100 % verlassen kann. Das Vertrauen ist da und das zeigt sich gerade in schlechten Zeiten.“ In Zukunft plant Linhoff, neben Chipskartoffeln weitere Nischenmärkte zu erschließen. Zusammen mit seinen Beratern Hans Scheidtweiler und Bernhard Nienhaus entscheidet er, welche Möglichkeiten für ihn in Frage kommen. Damit versucht er, sich von der Konkurrenz abzuheben und eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Zudem bietet der Vertragsanbau Planungssicherheit.