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Der Rohwarenproduzent: 800 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon rund 400 ha Getreidevermehrung für die RWZ – ein Betrieb, bei dem die gesamte Fruchtfolge auf Vermehrung ausgerichtet ist. Das ist der Betrieb von Werner und Mario Wald in Riedstadt-Leeheim.
Der Aufbereiter: 500 t Basissaatgut und 2.000 t Z-Saatgut – ein Betrieb, der von vier Vermehrern im Hessischen Ried die Rohware für die RWZ aufbereitet. Das ist der Bensheimerhof von Dr. Karin Kraft mit Sascha Komm als Betriebsleiter. Beide Betriebe sind beim Getreideanbau voll auf die Produktion von Saatgut ausgerichtet. Zusammen versorgen sie eine ganze Region mit hochwertigem Z-Saatgut und das als erste in Deutschland. Das Hessische Ried ist eines der frühesten Erntegebiete. Ab 26. Juni beginnt hier der Drusch der Wintergerste, ab 15. Juli ist der Winterweizen dran. Abgeschlossen ist die gesamte Getreideernte in durchschnittlichen Jahren bis zum 5. August. „Diese schnelle Verfügbarkeit ist sehr wichtig und ein entscheidender Standortvorteil für uns. Das Zeitfenster wird immer kleiner, dann herrscht hier Hochsaison“, erklärt Kreislandwirt Werner Wald. Und Betriebsleiter Komm ergänzt: „Nach dem Drusch dauert es bei Wintergerste und Winterweizen etwa 10 bis 14 Tage, bis wir das fertig gebeizte und verpackte Z-Saatgut ausliefern können. In Norddeutschland wird das Vorstufen- und Basissaatgut auch so früh von den Züchtern und Vermehrern gebraucht. Und für die Saatgutversorgung der Region ist es vor allem wichtig, dass wir genug Z-Saatgut der passenden Sorten in bester Qualität haben.“
Beim Vermehrer Wald werden Getreidevermehrungsflächen nur nach geeigneten Vorfrüchten ohne Gefahr von Getreidedurchwuchs angebaut. Das Saatgut muss besatzfrei sein, um anerkannt zu werden. „Auf Vorstufen- und Basis-Vermehrungsflächen bauen wir zuvor mindestens drei Jahre kein Getreide an, bis wir da wieder Saatgut vermehren. Als Fruchtfolge haben wir Zuckerrüben, Raps und Erbsen. Außerdem tauschen wir noch Flächen mit einem Zwiebelproduzenten, einem Kräuterbetrieb und einem Spargelund Erdbeerbetrieb“, so Mario Wald. „Der Raps geht zur Ölmühle, die Zuckerrüben werden zur Zuckerfabrik geliefert und die Erbsen werden im Kraftfutterwerk in Wiesbaden verarbeitet. 90 % vom Winterweizen und 100 % von der Wintergerste sind als Saatgutvermehrung angelegt. Beim Drusch werden die Ränder und Vorgewende bei einem Sortenwechsel zuerst gemäht und dem Konsum zugeführt. Dadurch finden im Mähdrescher keine Arten- oder Sortenvermischungen in der Rohware für Saatgut statt. Derzeit sind unsere Hauptvermehrungssorten bei Gerste die Winterbraugerste SY Tepee und die Sommerbraugerste Avalon. Im Winterweizen vermehren wir hauptsächlich die begrannten Sorten Ambello, Rubisko und Nemo.“
Werner Wald fährt eine hohe Intensität, Fremdbesatz durch Unkräuter bzw. Ungräser oder Krankheitsbefall kann sich der Vermehrer nicht leisten: „Was den Betriebsmitteleinsatz angeht arbeiten wir hier auf sehr hohem Niveau. Man darf bei der Saatgutvermehrung nicht immer mit dem spitzen Bleistift rechnen, die Vorkosten sind dadurch schon hoch. Aber wir haben den Vorteil, dass wir die Betriebsmittel sehr fokussiert einsetzen können, weil wir hier über die gute Beratung der RWZ und über die vielen Feldrundgänge immer topinformiert sind.“ Auch die Technikausstattung ist im Betrieb Wald hoch. Im Einsatz sind ein Claas 770 Mähdrescher mit einer Schnittbreite von 9,30 m und eine 30 m Spritze. Zudem ist der komplette Betrieb „unter Wasser“, also ein 100 %iger Beregnungsbetrieb.
Auch im Betrieb Kraft ist die Technikausstattung für die Saatgutproduktion professionell: Eine Reinigung mit einer Leistung von 5 t Getreide pro Stunde, eine Beizanlage für 10 t pro Stunde, ein Saugdruckgebläse für eine besonders saubere und schnelle Sortenumstellung und eine automatische Palettieranlage. „Wobei der Trend klar zur Ware in BigBags geht“, erklärt Betriebsleiter Komm. „Inzwischen machen wir nur noch zwei Drittel Sackware, der Rest geht in BigBags oder sogar als lose Ware weg.“ Die Logistik übernimmt der Logistikbereich der RWZ Hanau. In der Hauptsaison ist ein Schlepper mit zwei Anhängern permanent unterwegs, um die Ware in die umliegenden RWZ-Betriebsstellen zu fahren. Zusätzlich steht noch ein Palettenanhänger für die Auslieferung des Saatguts zur Verfügung.
Im Juni 2016 wird im 35 km entfernten Worms ein hochmodernes Saatgutzentrum für Getreide und Leguminosen mit einer Verarbeitungskapazität von 25 t pro Stunde und einer Lagerkapazität von 3.000 t eröffnet. Damit wird die 30 Jahre alte Saatgutanlage in Worms ersetzt. Die alte Siloanlage mit 24 Saatgutsilos à 50 t soll auch weiterhin genutzt werden. Die bisherige Jahresproduktion von 4.000 t soll in den nächsten Jahren sukzessive bis auf die doppelte Menge erhöht werden. Durch eine zukünftig geplante höhere Aufbereitung von Saatgut für andere VO-Firmen und Züchter werden dann auch wesentlich größere Mengen überregional vermarktet.
Mit der nächsten Ernte wird das Wald’sche Z-Saatgut also auch überregional verkauft. Werner Wald sieht das als Chance: „Ich kann dann noch mehr Saatgut vermehren und einen großen Teil meiner Rohware nach Worms liefern. Unser Ziel ist es, große Partien von mindestens 120 t pro Sorte zu produzieren. Das ist die Menge, die in Worms in ein Rohwarensilo passt. Mit der neuen Anlage in Worms werden die Saatgutkapazitäten in der Region Südwestdeutschland erheblich erweitert.“ Und Hagen Crummenauer, RWZ-Spartenleiter für die Region Rheinhessen-Pfalz, ergänzt: „Die Rohware der Sorten von Werner Wald, die in der Region Südhessen benötigt werden, wird aber auch weiterhin im Betrieb Kraft aufbereitet.“