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MEHR TIERWOHL – längere Nutzungsdauer

Zu Besuch bei der Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen eG in Nöbden (Juni 2016)

RWZ-Vertriebsleiter Strohprodukte Tobias Röser und Claudia Göbel im Stall der laktierenden Kühe.
RWZ-Vertriebsleiter Strohprodukte Tobias Röser und Claudia Göbel im Stall der laktierenden Kühe.
Die Einstreu schont die Gelenke, bleibt nicht an den Zitzen kleben und ist enorm saugfähig.
Die Einstreu schont die Gelenke, bleibt nicht an den Zitzen kleben und ist enorm saugfähig.
Einstreu aus Strohpellets und Kalk im Liegeboxenbereich.
Einstreu aus Strohpellets und Kalk im Liegeboxenbereich.
Bionesto: gebrochene und granulierte Strohpellets für Nutztiere.
Bionesto: gebrochene und granulierte Strohpellets für Nutztiere.
Schieber über Güllerostabwurf - hier muss die Einstreu durch.
Schieber über Güllerostabwurf - hier muss die Einstreu durch.

Bei Claudia Göbel wird Tierwohl groß geschrieben – unabhängig von der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation für Milchviehbetriebe – und setzt im Kuhstall auf granulierte Strohpellets als Einstreu. Ihr Ziel: durch Liegekomfort die Nutzungsdauer zu erhöhen.

Nach einem Stallumbau vor drei Jahren hat die Herdenmanagerin für ihre 220 schwarz- und rotbunten Kühe in der Stallanlage Nöbden der Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen eG eine neue Einstreu gesucht: „Schwarze Boxen gehen bei uns gar nicht. Die Hochboxen haben damals eine Aufkantung bekommen, damit die Einstreu länger liegen bleibt. Davor haben wir nur Kalk auf der Gummimatte eingesetzt. Zu viel Kalk ist aber schlecht für die Klauen und Gelenke, und es fehlt die Saugfähigkeit. Wir wollten ganz klar den Tierkomfort erhöhen. Deswegen habe ich eine Einstreu gesucht, die saugfähig, kurzfaserig, biogasanlagentauglich und melkroboterfreundlich ist - und natürlich den Liegekomfort erhöht. Wir wollten keine Kuh mehr wegen der Gelenke weggeben müssen!“

Idee über die Pferde

Die 180 laktierenden Kühe werden seit 2011 an drei Robotern mit durchschnittlich 2,5 Melkungen pro Tag gemolken. Der Stalldurchschnitt beträgt derzeit 9.500 l/Kuh/Jahr bei 4,2 % Fett und 3,5 % Eiweiß. Gefüttert wird eine Teil-TMR und Kraftfutter über Transponder in fünf Gruppen: Jungkühe Hochleistung, Hochleistung, Niederleistung, Trockensteher und Vorbereiter. Im Boxenlaufstall werden die Laufgänge per Schieberentmistung sauber gehalten. Als Abwurf gibt es keinen Abwurfschacht, sondern Gülleroste. Dies ist baulich nicht anders möglich. „Wegen des Güllerostabwurfs ist die Einstreu mit Stroh oder Häckselstroh ausgeschlossen, da es die Abwürfe verstopft. Sägespäne versauern die Biogasanlage. Viele verwenden Strohmehl, was aber auch nicht gerade billig ist. Wir haben auch mal überlegt, Güllesubstrat als Einstreu zu verwenden. Das ist momentan technisch noch nicht möglich. Außerdem kann der Hygienestandard im Substrat nach der Biogasanlage so nicht gewährleistet werden, weil nicht nur Rindergülle zum Einsatz kommt“, wägt Claudia Göbel die verschiedenen Einstreumöglichkeiten ab. „Auf die Idee mit den Strohpellets bin ich über die Pferde gekommen. Die Saugfähigkeit ist einfach enorm. Wir mischen die Strohpellets mit dem Kalk. Weil die Strohpellets so fein sind, bleibt die Einstreu deutlich länger liegen und klebt auch nicht an den Zitzen wie Häckselstroh.“ Das sieht man auch an den Zellzahlen, die mit 180.000 konstant niedrig sind.

Strohpellets sind reines Naturprodukt

Bei den Kühen sind insgesamt 3,5 AK tätig. Die Strohpellets werden im Nöbden’schen Stall einmal pro Woche mit der Schubkarre per Hand eingestreut: 4 kg pro Liegebox, leicht angefeuchtet, damit die Pellets "aufgehen". Herdenmanagerin Göbel benötigt so zwei bis drei LKW à 25 t jedes Jahr. Hersteller und Lieferant der Strohpellets ist die RWZ in Ebeleben. Vertriebsleiter der Strohprodukte Tobias Röser erklärt: „Wir stellen seit inzwischen elf Jahren am Standort Ebeleben Strohpellets her. Biolan ist ein 8 mm Pellet für den Pferdebereich, Bionesto wird zusätzlich noch gebrochen und granuliert, was es feiner und leichter begehbar macht und bei Nutztieren zum Einsatz kommt. Der Großteil sind aber 6 und 8 mm Pellets, die als Sackware in den Kleintierbereich gehen. Unsere Strohpellets sind absolut hygienisch und staubarm. Zum Einsatz kommt ausschließlich bestes Weizenstroh, das unter hohem Energieaufwand bei 90-100° C gepresst wird und dadurch steril wird, etwaige Pilzsporen werden durch Hitze abgetötet. Durch den hohen Druck erhalten wir ein stabiles Pellet und kommen ganz ohne Bindemittel oder chemische Zusätze aus. Unsere Strohpellets sind somit ein reines Naturprodukt.“ Strohpellets können das Fünffache ihres Eigengewichtes an Flüssigkeit aufnehmen und haben die höchste Saugfähigkeit aller Einstreuarten überhaupt. Das Stallklima verbessert sich nicht nur wegen der geringen Staubentwicklung, sondern auch durch die erheblich reduzierte Ammoniakbelastung.

Nutzungsdauer erhöht

Was ihre Kühe betrifft ist Claudia Göbel optimistisch: „Gesundheitsmäßig kann ich mich nicht beklagen. Seit wir die Strohpellets einsetzen, hat sich die Nutzungsdauer bereits von 2,5 auf 2,6 Laktationen erhöht. Abgangsursache Nr. 1 ist bei uns die Fruchtbarkeit, und daran müssen wir noch arbeiten. Aber auch wenn es wirtschaftlich derzeit eine Katastrophe ist, wir wollen kämpfen und mit den Kühen weitermachen.“