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Erfolgsformel für den Acker

Jeder Ackerbauer kennt sie: die Liebig`sche Minimumtonne. Im Arbeitsalltag wird das Prinzip des Minimumgesetzes aus den verschiedenstens Gründen nicht konsequent genug praktiziert.

Hitze, Trockenheit, durchtränkte Böden, Starkregen, Sturm, optimale Krankheitsbedingungen –die Liste frustrierender Witterungsextreme ist lang. Zwar haben wir keinen Einfluss auf das Wetter, aber Landwirte können ihre eigene „Ackerversicherung“ abschließen. Wie? Einfach die Regeln des Ackerbaus konsequent anwenden.

Was sich in der Theorie so einfach anhört, klappt in der Praxis in den seltensten Fällen. Es könnte so einfach sein: Säen, düngen, etwas Pflanzenschutz und die gute Ernte kann kommen … Das funktioniert allerdings nur, wenn man sich absichert. Und die Erfolgsformel ist denkbar einfach (siehe Bild rechts). Entscheidend ist, alles an den jeweiligen Standort anzupassen. Klingt einfach, dahinter steckt allerdings viel Know-how. 

Nährstoffversorgung
Die neue Düngeverordnung reglementiert den Einsatz von Stickstoff und Phosphor. Nährstoffbedarfsermittlung, -bilanzierung und mögliche -überhänge beherrschen momentan unsere Gedanken zum Thema Dünger. Leider wird noch viel zu oft außer Acht gelassen, dass N und P nicht die einzigen wichtigen Nährstoffe sind. Wo Stickstoff ist, wird auch Schwefel benötigt, sonst kann der Stickstoff nicht aufgenommen werden. Grundlage jeder Nährstoffbedarfsermittlung muss jedoch ein optimaler pH-Wert des Bodens sein. Auch hier gilt: Ist der pH-Wert zu niedrig, kann gedüngter Stickstoff, Phosphor etc. nicht aufgenommen werden! Zudem hat der pH-Wert Einfluss auf die Bodenstruktur. Je optimaler der Wert, desto besser die Struktur. So können stärkere Regenfälle versickern, die Pflanzen den Boden leichter durchwurzeln und somit auch Nährstoffe gut aufnehmen. Mit einer turnusmäßigen Kalkung kann der pH-Wert im optimalen Bereich gehalten werden. Aber man muss immer dranbleiben, so ist die Kalkung z. B. in manchen Höhenlagen eine Lebensaufgabe!

Neben Kalk ist auch Kalium ein Puffer für Witterungsextreme. Kalium reguliert den Wasserhaushalt in der Pflanze, ist also bei Frost und/oder Hitze überlebenswichtig! Ein optimaler Kaligehalt wirkt in der Pflanze bei Kälte wie ein Frostschutzmittel und bei Trockenstress wird die Wasserabgabe reduziert. Durch eine ausgewogene Düngung, die Kalk und Kalium im optimalen Versorgungsbereich hält, kann bereits vorbeugend auf mögliche Witterungsextreme gehandelt werden.

Sortenwahl
Ähnlich wie bei der Düngung muss auch die Sortenwahl zum Standort passen. Was nutzt es, eine spätreife Sorte mit viel Stickstoff auf ein theoretisches Ertragsniveau von 90 dt/ha bringen zu wollen, wenn der Standort in einer Region mit Vorsommertrockenheit liegt? Die Sorte wird unter Umständen 700 ährentragende Halme/m² produzieren, die zur Ernte jede Menge kleine Körner mit geringen TKM und schlechten Qualitäten (Protein, Fallzahl, etc.) haben. Dann lieber eine frühreife Sorte früh mit stabilisierten N-Düngern versorgen und mit 500 ährentragenden Halmen/m² gut ausgekörnt mit 80 dt/ha und guter Qualität ernten. Eigenschaften wie Trockentoleranz, Standfestigkeit, Blatt- und Ährengesundheit sowie Qualitätsparameter müssen bei der Sortenwahl neben dem Ertrag unbedingt beachtet werden.

Die Sortenwahl ist allerdings erst der zweite Schritt. Oftmals stellt sich die Frage: Welche Kulturart baue ich zur nächsten Saison überhaupt an? Kann ich noch Hafer anbauen, wenn ich keine Ackerfuchsschwanzbekämpfung mehr machen kann (Stichwort: Verfügbarkeit von Pflanzenschutz-Wirkstoffen)? Wie geht es mit Winterraps weiter (Stichwort: geringere Erträge in den letzten Jahren durch Witterung, physiologische Knospenwelke, etc.)? Wie ist die Preisentwicklung bei Winterfuttergerste und Winterweizen, was sollte ich bei der Vermarktung beachten? Oder lohnt sich der Anbau von Spezialitäten wie z. B. Winterbraugerste, Dinkel oder Durum? Fragen über Fragen, die in Zeiten sehr volatiler Märkte angebracht sind. Unsere Aufgabe: als Partner für die Landwirtschaft diese Fragen nachfolgend zu beantworten.

Richtig wichtig: Passende Sorte wählen!

Wichtigster ertragsbeeinflussender Faktor im Weizenanbau: die Sortenwahl. Bei mehr als 200 Weizensorten ist es allerdings eine echte Herausforderung, für jeden Standort die beste Sorte zu finden. Aber diese wichtige Entscheidung muss nicht zur Qual der Wahl werden!

Neben einem hohen und stabilen Ertragspotenzial stehen bei der Sortenwahl die ertrags- und qualitätssichernden Eigenschaften wie Trockentoleranz, Winterfestigkeit, Standfestigkeit, Ährenfusariumtoleranz, Fallzahlstabilität sowie das Erreichen von hohen Rohproteingehalten im Vordergrund. Benötigt werden anpassungsfähige Weizensorten, die mit den verschiedenen Wachstums- und Erntebedingungen sehr gut zurechtkommen. Da jedoch keine Sorte alle gewünschten Eigenschaften in sich vereinigen kann, gilt das Prinzip der Risikominimierung. Es sollten mehrere Sorten mit unterschiedlichen Merkmalsausprägungen angebaut werden, um das Anbau- und Vermarktungsrisiko zu streuen. Bei der Sortenwahl sollten neben eigenen Praxiserfahrungen auch die Ergebnisse verschiedener Versuche einbezogen werden. Vorfrucht, Standort, Anbauverfahren sowie der Aussaatzeitpunkt sind zu berücksichtigen. Nur so kann die Stärke einer Sorte genutzt werden. Unter Berücksichtigung aller genannten Kriterien reduziert sich die Sortenvielfalt darum nur noch auf wenige Empfehlungssorten.

Frühreife Sorten wiederholt mit Vorteilen
Nach zwei Jahren mit regional sehr ausgeprägter Frühjahrstrockenheit und langen Hitzeperioden haben die frühreifen Weizensorten ihre Anbauberechtigung weiter untermauert. Durch die schnelle Entwicklung brachten diese Sorten meist noch gute Erträge und Kornqualitäten. Darüber hinaus besitzen sie Vorteile als Vorfrucht vor Winterraps und entzerren in großen Ackerbaubetrieben Arbeitsspitzen bei Düngung, Fungizidmaßnahmen und Ernte.

Als begrannter, frühreifer A-Weizen hat in den vergangenen Jahren die standfeste, winterharte, blatt- und ährengesunde Sorte Ambello mit konstanten Erträgen, sicheren Proteingehalten und hoher Fallzahlstabilität überzeugt und vor allem im Südwesten eine große Anbaubedeutung erlangt. Ertraglich stärker ist die ebenfalls begrannte, frühreife A-Sorte Rubisko. Rubisko überzeugt durch hohe Blattgesundheit und Fusariumtoleranz, weist allerdings eine schwächere A-Qualität, eine lediglich durchschnittliche Fallzahlstabilität und eine höhere Auswinterungsneigung auf.

Mit sehr vielen Vorschusslorbeeren bedacht, kommt in diesem Jahr die SorteChevignon erstmals in Deutschland auf den Markt. Chevignon stieg in Frankreich innerhalb kurzer Zeit zur vermehrungsstärksten Sorte auf und hat bereits gute Anbaubedeutung in Dänemark. Bezüglich der Abreife ist der unbegrannte Chevignon nicht ganz so früh wie Ambello und Rubisko (Reife eher wie JB Asano). Chevignon zeichnet sich durch gute Blattgesundheit und enormes Ertragspotenzial aus. Durch seine Frohwüchsigkeit eignet sich Chevignon auch als Stoppelweizen und Spätsaat. Die Standfestigkeit sollte in jedem Fall abgesichert werden.

Als sehr frühe, kurze B-Weizensorten bieten sich Nemo, Premio und RGT Sacramento an. Während Nemo und RGT Sacramento mit hohen Erträgen glänzen, überzeugt Premio nach wie vor mit seiner guten Qualität und hohen Fallzahlstabilität. Bei RGT Sacramento ist die höhere Mehltau- und Halmbruchanfälligkeit zu beachten. Nemo ist aufgrund seiner höheren Fusariumanfälligkeit nicht für Maisfruchtfolgen geeignet.

Ambello (A): standfest, winterhart, blatt- und ährengesund

Die frühreifen, deutschen Züchtungen wie Porthus und Faustus sind in der Entwicklung nicht ganz so zügig. Während Faustus als robuster B-Weizen sehr saatzeittolerant und ein Allrounder für alle Standorte – auch solche mit früher Abreife – ist, ist der ährengesunde Porthus eher für mittlere bis bessere Standorte geeignet und für mittelfrühe bis späte Saattermine zu planen. Beide Sorten neigen zu geringerer TKM. Mehrjährig überzeugen sie aber durch sehr hohe Kornerträge und stabile Fallzahlen bei guter Blattgesundheit. Bei den frühreifen E-Weizensorten überzeugt auf schwächeren Standorten mehrjährig Julie durch sehr frühe Entwicklung, hohes Ertragsniveau und gute Auskörnung. Die ältere, ebenfalls frühreife Sorte Kerubino fällt ertraglich inzwischen etwas ab. Für beide Sorten gilt die höhere Gelbrostanfälligkeit und die Tatsache, dass bei hohen Kornerträgen nicht immer die Elitequalität erreicht wird.

Als neuer, hochinteressanter Premium-E-Weizen ist der langwüchsige Messino zu nennen. Messino weist eine sehr gute Winterhärte, eine ausgewogene Blatt- und Ährengesundheit, hohe TKM sowie die für den E-Weizenanbau wichtigen Qualitätseigenschaften wie hohe Fallzahlstabilität und hohe Proteinleistung auf. Aufgrund des frühen Ährenschiebens und der sehr frühen Abreife eignet sich Messino hervorragend für den Qualitätsweizenanbau in ausgesprochen trockenen Anbaulagen bzw. auf schwächeren Standorten. Auch eine Nutzung als GPS-Weizen ist aufgrund der zeitigen Reife, des längeren Pflanzentyps und der guten Kornerträge lohnend.

Eliteweizen: Quo Vadis?
Bedingt durch die guten Qualitätseigenschaften vieler A-Sorten ist der Bedarf der Mühlen an E-Weizen gesunken, was sich in nur geringen Preisaufschlägen für Elitequalitäten wiederspiegelt. Demzufolge ist die Anbaufläche für E-Weizen in den letzten Jahren rückläufig. Für die Zukunft stellt sich die Frage, ob die veränderte Düngeverordnung den E-Weizenanbau fördern wird. Um beim Anbau von E-Weizen zufriedenstellende Erlöse zu erzielen, sollte die Vermarktung am besten schon im Vorfeld abgesichert werden.

Die bundesweit vermehrungsstärkste E-Sorte Ponticus überzeugt neben guten Erträgen durch eine hohe Qualitätssicherheit aufgrund überdurchschnittlicher Proteingehalte und hoher Fallzahlstabilität. Daneben sind die agronomischen Eigenschaften wie gute Winterhärte, sehr gute Standfestigkeit sowie hohe Blattgesundheit Merkmale, die Ponticus eine hohe Anbauwürdigkeit als E-Weizen verleihen. Als interessante Alternative bietet sich die langstrohige, dennoch standfeste, rosttolerante und fallzahlstabile Sorte Bernstein an. Die höhere Mehltau- und Blattseptoria- Anfälligkeit ist hierbei jedoch zu beachten.

Bei Züchtungen mit begrenzter Ertragsleistung (Bussard oder Akteur) sollte ein Vertragsanbau mit ausreichendem Aufschlag angestrebt werden. Weiterhin interessant vor allem für trockene Lagen sind die frühreifen Sorten Julie, Kerubino und Messino.

RWZ-Versuchsfeld in Morenhoven. Zusammen mit dem Versuchsfeld in Nörvenich betreibt die RWZ bzw. Hauptsaaten dort auf rund 9.000 Kleinparzellen Feldversuche.

Qualitätsweizen dominiert Anbau
Aufgrund der Vielzahl an sehr leistungs- und qualitätsstarken A-Weizensorten dominiert in vielen Regionen Deutschlands nach wie vor der Qualitätsweizenanbau. Die mit Abstand bedeutendste Sorte in Vermehrung und Konsumanbau im deutschen Markt ist RGT Reform. Sie überzeugt durch mehrjährig konstant hohe Erträge, eine sehr gute Winterhärte, ausgewogene agronomische Eigenschaften und hohe, stabile Fallzahlen. Einzig die zunehmende Gelbrostanfälligkeit und die geringen Rohproteingehalte sind als Schwäche zu nennen. Als spätreife Sorte eignet sich RGT Reform nicht für schwächere, trockene Standorte und für extreme Spätsaaten. Langjährig bewährt haben sich Meister und Patras. Meister ist in Ertrag und Winterhärte schwächer als RGT Reform, punktet aber mit sehr guter Qualität und hoher Fallzahlstabilität. Patras als mittelfrüher Einzelährentyp ist gekennzeichnet durch sehr gute Winterhärte, mittlere Ertragsleistung und gute Qualität. Ein höheres Lagerrisiko erfordert bei Patras eine ausreichende Absicherung der Standfestigkeit. Zunehmende Marktbedeutung erlangt die Sorte Apostel. Dieser frohwüchsige, winterharte Kompensationstyp überzeugt durch breite Blattgesundheit, gute Ährenfusariumtoleranz sowie hohe Kornerträge bei mittlerem Rohproteingehalt. Eine sehr gute Kombination aus guten Kornerträgen und stabilem Proteingehalt weist auch Nordkap auf. Wegen der hohen Halmbruchtoleranz, bedingt durch das Pch1-Halmbruchresistenzgen, eignet sich Nordkap sehr gut als Stoppelweizen. Die Winterfestigkeit liegt allerdings nur auf mittlerem Niveau. In diesem Punkt wiederum überzeugt Turandot. Dieser frohwüchsige, blatt- und sehr ährengesunde Allrounder mit mehrjährig stabiler Ertragsleistung und sicherer Qualität eignet sich bestens für den Qualitätsweizenanbau nach Mais und für die Spätsaat. Demgegenüber sind die Sorten Julius und Leandrus aufgrund ihrer langsamen Entwicklung eher geeignet für die Frühsaat. Beide Sorten sind spätreif und überzeugen durch hervorragende Winterfestigkeit sowie mit einer guten Qualität bei hoher Fallzahlstabilität. Leandrus ist ertragsstark und sehr ährengesund, was ihn zu einem empfehlenswerten Weizen nach Silomais macht. Ertraglich überzeugt hat im vergangenen Jahr die neue Sorte Kashmir. Zu beachten sind die Schwächen im Hinblick auf Winterfestigkeit, Lagerneigung sowie höhere Anfälligkeit gegenüber Halmbruch, Blattseptoria und Gelbrost. Der Anbau von Kashmir erfordert demzufolge eine intensive Bestandesführung. Ein Anbau auf stark auswinterungsgefährdeten Standorten ist nicht zu empfehlen. Für Regionen, in denen Winterhärte gefordert ist, sind die sehr blatt- und ährengesunden Sorten Findus und Opal prädestiniert.

Beide Sorten verfügen über eine hohe und sichere A-Qualität mit überdurchschnittlichen Proteingehalten und kommen auch für den Anbau nach Mais in Frage.

Für den Testanbau ist die neue Sorte LG Initial sehr interessant. Diese etwas später abreifende BSA-Neuzulassung 2018 verfügt über eine hervorragende Standfestigkeit, eine breite Blattgesundheit mit ausgeprägter Gelbrostresistenz, eine sehr gute Ährengesundheit und ein hohes Kornertragspotenzial mit stabiler Fallzahl. LG Initial eignet sich u. a. als Stoppel- und Maisweizen und sollte in frühen bis mittleren Saatterminen ausgedrillt werden. Saatgut ist in begrenzter Menge verfügbar. Für den Qualitätsweizenanbau in Südwestdeutschland stellen aber die bereits beschriebenen frühreifen Grannenweizen Ambello, Rubisko und die neue, unbegrannte Sorte Chevignon den Schwerpunkt des Anbaus dar.

Ertragsstarke B-Weizen
Im B-Weizensortiment belegt die Sorte Benchmark inzwischen den Spitzenplatz in der Vermehrungsübersicht. Benchmark verfügt über ein enormes Kornertragspotenzial, konnte dieses jedoch im Jahr 2017 in Regionen mit Frühsommertrockenheit, enormer Hitze und hoher Strahlungsintensität nicht immer bestätigen. In Regionen mit ausreichendem Wasserangebot dagegen überzeugt Benchmark ertraglich mit hoher Fallzahlstabilität. Bei mittlerer Lageranfälligkeit ist vor allem die erhöhte Anfälligkeit gegen Gelbund Braunrost sowie die mangelnde Winterhärte bei Benchmark zu beachten. Der spätreife Tobak verfügt ebenfalls über ein sehr hohes Ertragspotenzial, gehört aber nur auf gute Böden und in gesunde Fruchtfolgen. Aufgrund seiner sehr hohen Ährenfusarium- Anfälligkeit sollte er nicht als Mais- oder als Stoppelweizen eingesetzt werden. Zu beachten ist die zunehmende Braunrostanfälligkeit. Der robuste und standfeste Trapez ist wegen seiner Ertragsstärke und Spätsaatverträglichkeit weiterhin beliebt, muss jedoch aufgrund der hohen Gelbrostanfälligkeit intensiv geführt werden und eignet sich wegen der höheren Fusariumanfälligkeit nicht als Maisweizen. In die Phalanx der hochertragreichen Sorten rückt die neue Sorte KWS Talent vor. Bis auf die höhere Anfälligkeit gegen Halmbruch ist KWS Talent als blattgesund mit guter Winterhärte einzustufen. Die Proteingehalte sind ähnlich wie bei Benchmark und Tobak niedrig. Während die Sorten Benchmark, KWS Talent, Tobak und Trapez vor allem durch ihr Ertragspotenzial auffallen, steht bei der Sorte Kamerad das Gesamtpaket aller agronomischen und Qualitätseigenschaften im Vordergrund. Kamerad ist sehr standfest, äußerst blattgesund und hat ein hohes Kornertragspotenzial. Trotz des sehr kurzen Wuchses hat Kamerad eine Top-Ährenfusarium-Einstufung (BSA-Note 3), was ihn zum idealen Weizen für Veredlungsbetriebe und Maisfruchtfolgen macht. Abgerundet wird das B-Sortiment durch die älteren, bewährten Sorten Colonia und Desamo. Beide Sorten können ertraglich nicht mehr mit den Spitzensorten mithalten, haben aber nach wie vor ihre regionale Berechtigung. Desamo beeindruckt durch seine Winterhärte, eine gute Blattgesundheit sowie eine sehr hohe Fallzahl und Fallzahlstabilität. Colonia ist wegen der einfachen Bestandesführung als Universalsorte anzusehen.

Zum Testanbau kann die BSA-Neuzulassung Informer empfohlen werden. Neben einer sehr guten Standfestigkeit und einer Top- Gelbrostresistenz verfügt Informer über ein enormes Ertragspotenzial bedingt durch seine optisch imposanten, gut eingekörnten Ähren mit hoher TKM. Durch die späte Reife ist Informer auf wasserführenden Standorten in der Normal- und Spätsaat zu berücksichtigen. Saatgut steht in sehr begrenzter Menge zur Verfügung.

Bei Futterweizen nichts Neues
Wegen der neuen Düngeverordnung könnte der Anbau reiner Futterweizensorten zugunsten ertragsstarker, standfester, blattund ährengesunder B-Sorten (u. a. Kamerad) in den kommenden Jahren an Bedeutung verlieren. Das Angebot an Sorten im C-Weizenbereich ist zudem wesentlich übersichtlicher als im A- und B-Sortiment. Bundesweit dominieren seit Jahren die Sorten Anapolis und Elixer sowohl in der Vermehrung als auch im Praxisanbau. Anapolis überzeugt mit seiner hohen Blattgesundheit, seiner exzellenten Ährengesundheit und einer guten Standfestigkeit. Aufgrund seiner zügigen Herbstentwicklung eignet sich Anapolis neben der Verwendung als Blattfrucht- und Stoppelweizen auch für die späten Aussaattermine (hochinteressant auch nach Körnermais). Elixer, der zusätzlich eine Bedeutung als Brauweizen hat, weist eine gute Winterfestigkeit auf und besticht mehrjährig durch stabil hohe Erträge, verliert jedoch zunehmend seine Blattgesundheit. Die höhere Lageranfälligkeit erfordert eine Absicherung der Standfestigkeit. Ergänzend kann Expert als frühreifer, sehr robuster, ertragskonstanter Futterweizen empfohlen werden, der auch auf schwächeren Standorten angebaut werden kann.

Rechtzeitig entscheiden
Bedingt durch eine leicht rückläufige Winterweizen-Vermehrungsfläche und der langanhaltenden Trockenheit könnte die Verfügbarkeit von Winterweizensaatgut, vor allem bei neueren Sorten, in Einzelfällen begrenzt sein. Deshalb ist eine frühzeitige Sortenwahl mit entsprechend zeitiger Z-Saatgutbestellung ratsamer denn je.

Mehr als nur Spitzenerträge

Spitzenerträge + Innovation + Frühreife + Fusariumresistenz + Praxistauglichkeit = Hauptsaaten-Sorten. „Nur” Spitzenerträge gab es gestern. Heute muss eine Sorte mehr als das können. Gesundheit, Resistenzen, Winterhärte, Trockentoleranz, Standfestigkeit – viele dieser Mehrwert-Attribute kommen bei Sorten von Hauptsaaten zusätzlich zu hohen Erträgen on top.

Weizen
Der B-Winterweizen Kamerad ist sehr gesund und fusariumresistent, der Futterweizen Anapolis ährengesund und standfest. Ertragssieger der EU-Prüfung 2017 Nemo (B), Rubisko (A) und der neue sehr winterharte Eliteweizen Messino sind als begrannte Typen besonders trockentolerant. Der neue A-Weizen Chevignon vereint einen Top-Ertrag mit Frühreife und absoluter Praxistauglichkeit und liefert somit einen echten Mehrwert.

Gerste
Die innovative, mehrzeilige Wintergerste Novira ist resistent gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus und macht daher eine insektizide Herbstbehandlung unnötig, auch bei früher Saat. Die leistungsstarke Wintergerste Pixel wurde im Frühjahr 2018 zugelassen und ist eine der ertragsstärksten frühreifen Wintergersten Deutschlands. Weitere Gersteninnovation: die zweizeilige Wintergerste Zita mit dicken Körnern, riesigen Ähren und bester Standfestigkeit.

Durumweizen
Es gibt endlich eine leistungsstarke Alternative bei der Nischenkultur Durum: Sambadur. Die erstmalig im Landessortenversuch (LSV) stehende Winterdurumsorte überzeugte in der 4-jährigen Züchtervorprüfung mit durchschnittlich 9 % Mehrertrag gegenüber dem Marktführer und ist damit eine leistungsstarke Alternative zur Einheitssorte. Der Wechseldurum Anvergur überzeugt seit zwei Jahren mit besten Erträgen im LSV Sommerhartweizen.

Braugerste
Braugerstenspezialist Hauptsaaten präsentierte auf den DLGFeldtagen neben Deutschlands größter Sommerbraugerste Avalon auch eine Neuzulassung: Leandra. Diese überzeugt als ertragsstarke und strohstabile Braugerste mit einzigartiger Gesundheit. Keine andere Braugerste in Deutschland ist bei Mehltau (mlo- Resistenz), Netzflecken, Rhynchosporium oder Zwergrost besser eingestuft. Dank des sehr seltenen Rrs2-Resistenzgens und der damit verbundenen besten Rhynchosporium-Resistenz eignet sich Leandra auch für Herbstaussaaten in wintermilden Lagen. Aktuell steht sie im Berliner Programm.

Alternative Kulturen
Der Sommerhafer Delfin und der Wechselweizen Servus sind die jeweils ertragsstärksten Vertreter ihrer Art–kein anderer Hafer oder Sommerweizen ist höher im Ertrag eingestuft. Der Qualitätshafer BISON überzeugt durch frühere Reife, beste Standfestigkeit und sehr gute Gesundheit.

Ansprechpartner

Klaus Schmitz

RWZ-Vertriebsleiter Saatgetreide/-mais

Telefon: 0221 / 16 38-201
E-Mail: klaus.schmitz@rwz.de

Lothar Erkens

Hauptsaaten GmbH

Telefon: 0221 / 16 38-1120
E-Mail: lothar.erkens@hauptsaaten.de