RWZ-agrarReport 2/2015 - page 17

ab! Warme, trockene Witterung nach
der Aussaat ist für die Läuse förder-
lich und dann sollte der Einsatz von
Insektiziden auch zeitig erfolgen. Ist
es eher kühl und feucht, dann kann
abgewartet werden. Auch der Aus-
saatzeitpunkt ist von Bedeutung. Eine
spätere Saat vermindert das Risiko
des Virusbefalls. Ein weiterer Einsatz
von Insektiziden hängt dann davon
ab, wie lange und wüchsig der Herbst
sein wird. Die Devise heißt dann:Wet-
ter beobachten und gegebenenfalls
reagieren. Gibt es einen frühen Win-
ter, sind keine weiteren Anwendun-
gen der Pyrethroide nötig.
Situation Winterraps –
Rapserdfloh
Seit dem Anwendungsverbot der
neonicotinoiden Beizen im Dezem-
ber 2013 gibt es im Winterraps keine
Möglichkeiten mehr, die Körner mit
Insektiziden zu schützen. Dies führte
nach der Aussaat im Herbst 2014 re-
gional zu erheblichen Problemen. Ziel
der Beizen war es, einen Frühbefall
mit dem
Rapserdfloh
und der
Kleinen
Kohlfliege
zu verhindern. Zumindest
bei dem Rapserdfloh kann noch mit
der Applikation von Insektiziden re-
agiert werden. Eine Bekämpfung der
Kleinen Kohlfliege ist dagegen nicht
möglich. Der Wegfall der Beizen konn-
te regional in dem wüchsigen Herbst
2014 nur mit mehrmaligen Anwen-
dungen von Pyrethroiden Klasse II
kompensiert werden und bedeutet
unter dem Strich: noch mehr Durch-
fahrten im Raps!
Immer nur Insektizid?
Was kann der Ackerbauer, der Winter-
raps weiterhin anbauen möchte, nun
tun? Es gibt viele pflanzenbauliche
Möglichkeiten, um dem Raps aus dem
„Erdfloh-Dilemma“ zu helfen. Jeder
Tag, den die Aussaat nach hinten ge-
schoben wird, verringert das Risiko
eines Erdfloh-Befalls. Die Aussaat-
stärke sollte um ca. 10 % erhöht wer-
den, damit mehr Pflanzen die Chance
haben „durchzukommen.“ Eine gute
Bodenbearbeitung vor der Saat, eine
ausgewogene Grundnährstoffversor-
gung sowie der gezielte Einsatz von
Wachstumsreglern und Blattdüngern
im Herbst trägt zur Etablierung gesun-
der, kräftiger Rapspflanzen bei. Diese
kerngesunden, gut ernährten Pflanzen
können einen stärkeren Befall mit dem
Rapserdfloh besser kompensieren,
auch ohne dass häufiger mit Insektizi-
den gearbeitet werden muss.
Empfehlungen für
den Herbst
Mehrfach wurde bereits die Wirk-
stoffgruppe der Pyrethroide Klasse II
angesprochen. Die Produktvielfalt ist
hier enorm und die Kosten sind über-
schaubar. Beispiele für Produkte sowie
deren Einsatz sind Karate Zeon (AWM
0,075 l/ha), Decis Forte (AWM0,075 l/ha
gegen Virusvektoren und 0,05 l/ha
gegen Rapserdfloh) oder Bulldock
(AWM 0,3 l/ha). Die Aufwandmengen
der genannten Produkte sind in je-
dem Fall einzuhalten. Ansonsten sinkt
die Wirkungsdauer und mögliche Re-
sistenzen können auftreten.
Fazit
Aufgrund der Witterung der letzten
zwei Jahre sowie politischer Rahmen-
bedingungen muss im Herbst 2015
mit einem verstärkten Einsatz von
Insektiziden im Ackerbau gerechnet
werden. Es gibt aber auch viele zusätz-
liche pflanzenbauliche Möglichkeiten,
um diese Probleme zu minimieren. In
jedem Fall müssen einem Einsatz von
Insektiziden gezielteWitterungsbeob-
achtungen sowie die Einhaltung der
Schad- und Bekämpfungsschwellen
vorausgehen.
Tipp:
Blattlaus-Befallskontrollen an
der jungen Getreidesaat im
Herbst während der warmen
Mittagsstunden durchführen!
Oben: Rapserdfloh
Unten: Larve der Kohlfliege
IHR ANSPRECHPARTNER
Dr.Thorsten Krämer
Fachkoordinator Ackerbau
Telefon: 0221/1638-172
RWZ-Dienstleistungsbereich Pflanzliche Produktion
Foto: landpixel.eu
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PFLANZENBAU
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